12 Jahre 2005er - Eine Ära geht zu Ende
Was sind da am Sonntag vor einer Woche am Schetters Busch Tränen geflossen. Auf einem Spruchband an der Werbebande war der Grund zu lesen: „Eine Ära geht zu Ende“

Mit dem letzten Saisonspiel unserer U19-Junioren gegen den TSV Meerbusch endete für unseren 2005er-Jahrgang das Kapitel Jugendfußball nun endgültig.
Geprägt hat diesen, wir dürfen ihn einfach an der Stelle mal „Jahrhundertjahrgang“ nennen, natürlich das Schonnebecker Trainer Urgestein Dirk Tönnies. Und was hat dieser Jahrgang nicht alles erreicht?
In der F-Jugend traten die Jungschwalben zu einem Vorspiel im Stadion an der Hafenstraße gegen den RWE an und überzeugten den anwesenden Roland Virkus, der damals noch NLZ-Leiter von Borussia Mönchengladbach war und heute dort den Posten des sportlichen Leiters bekleidet, dass er die Mannschaft nach Mönchengladbach zu einem Freundschaftsspiel samt Führung durch den Borussia-Park eingeladen hatte.
Als E-Jugend sorgte das Team dann erstmals so richtig für Furore. Bei einem internationalen Turnier in Ratingen konnte der Nachwuchs des legendären FC Liverpool mit 1:0 geschlagen werden.
Auf einem Turnier im Stadion des SC Verl hatten die Jungs den FC Bayern München am Rande einer Niederlage. Schon hier war früh erkennbar, dass da ein Jahrgang bei der Spielvereinigung spielt, der eine unfassbare Perspektive vor sich hat.
In der D-Jugend trotzte man dem 2005er-Jahrgang des FSV Mainz 05 ein Remis ab, der damals zu den stärksten 2005ern in Deutschland zählte. Bayer 04 Leverkusen konnte im Elfmeterschießen auf einem Turnier bezwungen werden. Plötzlich kannte man in Jugendfußball-Deutschland die Spielvereinigung Schonnebeck. Es ging aber noch weiter in dieser unfassbaren Erfolgsgeschichte: Bei einem internationalen und sehr stark besetzten Turnier, der Copa Maresme in Spanien überzeugte das Team sowohl auf, als auch neben dem Platz. Die mediale Präsenz war derart groß, dass die Medienabteilung der Schwalben nahezu stündlich mit neuem Material aus Spanien versorgt wurde und die Leute das Gefühl hatten, dass nur noch die öffentlich-rechtlichen Anstalten fehlten um von den furiosen Auftritten der Schonnebecker zu berichten. Das Finale wurde gar im Internet gestreamt, was aus heutiger Sicht zwar Usus ist, damals aber schon eine Besonderheit war. Und wie sollte es anders sein, wenn wir dies schon so ausschweifend erwähnen? Die Jungs brachten den Pott mit nach Schonnebeck! Und wie es sich für so eine Erfolgstruppe gehörte, wurde die Ankunft am Karl-Meyer-Platz gebührend mit vielen Leuten gefeiert. So etwas ist im Essener Jugendfußball wohl einmalig gewesen.
Einmalig am Niederrhein war sicherlich auch die Hinrunde in der D-Junioren-Leistungsklasse. Ohne Punktverlust und mit einem Torverhältnis von 98:0 (!!!) den Sprung in die Niederrheinliga gepackt haben.

Was dann aber in der C-Jugend folgte war eine absolute Sensation: Die Spielvereinigung Schonnebeck war plötzlich und hochverdient in die höchste deutsche Spielklasse, der C-Junioren-Regionalliga aufgestiegen. Dort hießen die Pflichtspielgegner Borussia Dortmund, 1. FC Köln, FC Schalke 04, Bayer 04 Leverkusen und und und… Ein absolutes Highlight für den gesamten Verein!
Auch die Teilnahmen an der Niederrheinliga der B-Junioren und A-Junioren, hier ärgerte man regelmäßig die vermeintlich Großen. In dieser Saison war man auch in der ersten Saisonhälfte lange an der Tabellenspitze dran, musste dann aber die Konkurrenz aus Oberhausen, von der Seumannstraße und eben dem Meister der Niederrheinliga TSV Meerbusch – an dieser Stelle herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg in die A-Junioren-Bundesliga! – ziehen lassen.
Doch wenn man unseren Trainer Dirk Tönnies fragt bekommt man eben folgende Antwort zu dieser langen Zeit: „12 Jahre sind eine verdammt lange Zeit mit sovielen Erinnerungen. Und mir fallen soviele Dinge ein, neben denen, die Ihr hier bereits geschrieben habt. Aber auch die vielen Dinge neben dem Sportplatz bleiben einfach im Gedächtnis. Die vielen Touren, die Mannschaftsfahrten, auch die Gründung der Talentschmiede Schonnebeck. Ich könnte stundenlang Dinge aufzählen.“
Und wenn man schon so einen Werdegang mit so einer Mannschaft hat, darf man natürlich auch die Frage stellen, wieviele Talente den Sprung in die Oberligamannschaft schaffen. „Selbstverständlich ist man da extrem stolz, wenn man da Jungs dabei hat, die man schon so extrem lange kennt und selber auch begleitet hat. Und dann macht es mich als Trainer natürlich auch stolz, wenn ich dann so Jungs wie Conor [Tönnies], Arne Wessels, die beide von Anfang an dabei waren. Auch wenn Arne zwischenzeitig mal den Weg in die NLZ von Schalke und Fortuna Düsseldorf gegangen ist. Oder Kerron Oteng-Adjej, den es auch zwischenzeitlich mal in ein NLZ verschlagen hat. Aber auch ein Julian Zelenkov, der schon früh zu uns gestoßen ist und nun in den Kader der 1. Mannschaft aufrückt. Das ist schon was ganz besonderes in unserem Fall.“

Eben jener Julian Zelenkov ist eine weitere Geschichte für sich. Kaum ein Schonnebecker Jugendspieler lebt und verkörpert die Spielvereinigung so sehr wie „Juli“. Überlegt man sich, was der Junge alles mitmachen musste, wieviele Verletzungen er einstecken und auskurieren musste. Wieviel Blut, Schweiß und Tränen auch bei jedem neuen Come-Back-Versuch flossen. Es zahlte sich jedesmal auf’s neue aus. Juli kam immer wieder noch stärker zurück. Im vergangenen Jahr stand dann deutlich mehr als nur der Fußball auf dem Spiel. Doch Julian Zelenkov gewann auch diesen Kampf und zeigt dem Schicksal immer wieder aufs Neue, dass es sich mit ihm den Falschen zum anlegen ausgesucht hat. Rückendeckung dabei hatte er aber auch immer stets von seinen Trainern und seinen Teamkollegen. Und deshalb zitieren wir ihn an dieser Stelle auch gerne mit den Worten, die er am Sonntag an seine Mitspieler, Trainer und die Eltern und Fans der U19 richtete: „Das hier ist mehr als nur meine Mannschaft. Ihr seid meine Familie!“
Spätestens jetzt hatte jeder Anwesende irgendetwas im Auge, was er raus wischen musste. Belohnt wurde Zelenkov übrigens im Spiel gegen die Sportfreunde Hamborn 07 am letzten Spieltag der nun abgelaufenen Saison. Beim 4:1-Sieg und dem damit verbundenen erreichen der Vizemeisterschaft in der Oberliga Niederrhein stand Juli nämlich im Tor.

Dirk Tönnies ist es übrigens besonders wichtig, dass einer, der oftmals aus dem Blickwinkel verschwindet, nicht vergessen wird, sondern einen mindestens genauso großen Anteil am Erfolg der 2005er hat: Patrick Rosenberg.
„Über die Jahre ist Paddy nicht nur mein Trainerkollege, sondern ein echter Freund geworden und egal wann und egal wobei, wann immer er meine Hilfe benötigt, wird er sie bekommen. Leider wird er viel zu oft „übersehen“, was der ganzen Geschichte hier einfach auch nicht gerecht wird. Er hat den gleichen Anteil an dieser Erfolgsgeschichte und er war immer eine tragende Säule dieser Mannschaft und ist einfach ein ganz feiner Kerl, zu dem diese Jungs in all den Jahren immer aufgeschaut haben.“

Und so endet eine Ära am Schetters Busch. Der Staffelstab wird nun an Matthias Bloch übergeben. Der Kapitän unserer Oberliga-Truppe war in der vergangenen Saison bereits Teil des U19-Trainerstabs, wird nun aber Chefcoach der neuen U19 werden.
Geschlossen wird dieser rückblickende Bericht mit folgenden Worten:
Wir sagen Dankeschön - 12 Jahre 2005er!